Samstag, 20. Dezember 2014

4. Advent


 
Nun kommen die vielen Weihnachtsbäume
aus dem Wald in die Stadt herein.
Träumen sie ihre Waldesträume
wieder beim Laternenschein?

Könnten sie sprechen! Die holden Geschichten
von der Waldfrau, die Märchen webt,
was wir uns erst alles erdichten,
sie haben das alles wirklich erlebt.

Da steh'n sie nun an den Straßen und schauen
wunderlich und fremd darein,
als ob sie der Zukunft nicht trauen,
es muß doch was im Werke sein!

Freilich, wenn sie dann in den Stuben
im Schmuck der hellen Kerzen stehn,
und den kleinen Mädchen und Buben
in die glänzenden Augen sehn.

Dann ist ihnen auf einmal, als hätte
ihnen das alles schon mal geträumt,
als sie noch im Wurzelbette
den stillen Waldweg eingesäumt.

Dann stehen sie da, so still und selig,
als wäre ihr heimlichstes Wünschen erfüllt,
als hätte sich ihnen doch allmählich
ihres Lebens Sinn enthüllt;

Als wären sie für Konfekt und Lichter
vorherbestimmt, und es müßte so sein,
und ihre spitzen Nadelgesichter
sehen ganz verklärt darein.

(Gustav Falke) 
 





 
Wunder der Weihnacht

Mit deinem Hauche, würzig rein,
Du lieber Weihnachtsbaum, umwebe mich!
Mit deiner Lichter ruhig heitrem Schein
Zu kindlich reinem Glück erhebe mich!

Wenn du erstrahlst im Kerzenlicht,
Ein herrlich schönes Wunder da geschieht:
Dein Reiz auch den Verbittertsten umflicht,
Haucht ihm ins Herz der Kindheit hohes Lied!

Franz Josef Zlatnik