Dienstag, 8. April 2014

Lind weht der Wind in Wald und Auen



Frühlingsregen

Regne, regne Frühlingsregen,
Weine durch die stille Nacht!
Schlummer liegt auf allen Wegen,
Nur dein treuer Dichter wacht ...

Lauscht dem leisen warmen Rinnen
Aus dem dunklen Himmelsdom,
Und es löst in ihm tiefdrinnen
Selber sich ein heisser Strom,

Lässt sich halten nicht und hegen
quillt heraus in sanfter Macht ...
Ahndevoll auf stillen Wegen
Geht der Frühling durch die Nacht.

(Christian Morgenstern 1871-1914, deutscher Dichter, Schriftsteller)






Schlehenblüt und wilde Rose

Schlehenblüt' und wilde Rose
Hab' ich mir im Wald gepflückt,
Und dazu mit frischem Moose
Liebster Schatz, Dein Bild geschmückt.

Alle Tag' mit jungen Blüten
Herzgeliebte schmück' ich Dich;
Frühling muss die Liebe hüten,
Und die Liebe hütet mich.

Immer, will es Frühling werden,
Fängt die Erde an zu blühn;
Und so lang es grünt auf Erden,
Bleibt auch meine Liebe grün.

(Julius Rodenberg 1831-1914, deutscher Journalist, Schriftsteller)